Mittwoch, 8. Juli 2009

freunde, freundschaft und eine kopflose leiche



die geschichte von der komischen freundschaft und einer kopflosen leiche wollte ich mir eigentlich für einen kalten winterabend aufsparen, wenn mich die erinnerung an den tatort thailand etwas erwärmt hätte. scheiss drauf! jetzt sitze ich an meinem schreibtisch und habe eine fast leere flasche rotwein vor mir und keinen hund der sich unter dem tisch an meine füsse schmiegt. der tod von igor, so hiess mein hund macht mich depressiv und da passt der kopflose studienrat wunderbar zu meiner stimmung.

die geschichte spielt mitte der 90er jahre als ich meine brötchen noch als checkbetrüger in südostasien verdiente. sie handelt von vier freunden, die sich als team betrachteten, in dem jeder den anderen als bruder bezeichnete. mit ehrlicher arbeit hatten sie alle nichts am hut und desshalb mussten drei von ihnen auch regelmässig zurück nach europa fliegen, ein paar einbrüche machen und so frische kohle für das leichte leben auftreiben. der vierte bekam von seiner mutter aus österreich monatlich 6000.-$ zugeschickt, wesshalb er sich auch nicht an diesen erwerbsreisen beteiligen musste. meist machten sie diese brüche in der schweiz und ich war erstaunt, wie gut sich diese deutschen in zürich auskannten. die konnten mir firmen und hintereingänge von ehemaligen arbeitgebern von mir nennen, ohne auch nur einen augenblick zu überlegen. man merkte, die jungs waren schon eine ganze zeit im geschäft und wenn sie nicht so gerne getrunken hätten, würden sie vermutlich noch heute die schweiz heimsuchen. kriminelle sind noch viel mehr auf einen klaren kopf angewiesen, als ein regalauffüller bei aldi.



gegen weihnachten 96 waren dem reichen österreicher die dollars schon vor eintreffen des nächsten checks ausgegangen, die freunde hatten bei der letzten einbruchstour erfolglos das weite suchen müssen und die tunte vom österreicher, erwartete ein teures geburtstagsgeschenk. scheisssituation nennt man/frau sowas! zum glück hatte sich gerade ein reicher studienrat, der sich der clique regelmässig in den weihnachtsferien anschloss zum jährlichen weihnachts-saufen angesagt, so das wenigstens das weitere trinken finanziell abgesichert war.

aber warum sich mit den bezahlten getränken des grosszügigen studienrats zufrieden geben? der mann konnte vor lauter kohle kaum alleine gehen hatte gerne begleitung und war ein schwerer trinker. wer von den vieren auf die idee gekommen ist, lässt sich im nachhinein kaum noch eruieren, aber tatsache bleibt, dass einer auf den gedanken kam, den besucher tod zu schlagen und seine konten in deutschland zu plündern. wer solche freunde hat, braucht zum glücklich sein keine feinde mehr!

die technische seite des verbrechens gestaltete sich dann aber sowas von chaotisch, dass mir vermutlich kein mensch den tathergang glauben wird. die säuferbande beschloss den studienrat auf einer bootstour abzufüllen und dann im meer zu versenken. mit den kredit und bankkarten, dem pass und den schlüsseln sollte dann einer der deutschen in die heimat reisen, um dort alle vorhandenen konten und die wohnung zu plündern. bis hierhin klingts ja noch einigermassen professionell und logisch, was sich aber ziemlich schnell änderte.
der studienrat hatte keinen bock auf das meer, dass ihn immer seekrank machte, so das sie ihn in diversen bars erst mal so richtig abfüllten und zwischendurch immer mal wieder schlafmittel in die drinks mischten. der lehrer war gross und wohl auch ziemlich kräftig, dazu auch ein geübter säufer, so das der alkohol und auch die tabletten nur langsam wirkung zeigten.

nach ein paar stunden einigte man sich darauf, einen anderen ort ausserhalb pattayas aufzusuchen, wo es auch ganz tolle bars geben sollte. unterwegs muss dem schon halb betäubten studienrat wohl doch langsam geahnt haben, was seine freunde mit ihm vorhatten, denn er soll noch gefragt haben; "wer wird mein mörder sein?" worauf die mitfahrer lachten und scherze übers töten machten. nach ein paar kilometern hielten die fünf für eine pinkelpause an und sie begannen, gleich nach dem abschütteln den oberstudienrat mit zwei mitgebrachten schaufeln zu erschlagen. laut eigenen aussagen, soll das ein ziemlicher krampf gewesen sein, der eine halbe ewigkeit dauerte und wohl auch ziemlich blutig wurde. anscheinend hat der alkohol den mann nicht davon abgehalten sich zu wehren. als er leblos am boden lag, schleiften sie ihn in die böschung, räumten dem toten die taschen aus, brachten den mietwagen zurück und gingen erst mal einen trinken, statt die leiche wie geplant zu verbuddeln. das zuschlagen mit der schaufel hatte doch kraft gekostet und so schwer gearbeitet hatte schliesslich schon länger keiner von den vieren. man gönnt sich ja sonst nix.

jetzt beginnt der lustige teil der geschichte und der grund, wesshalb ich die typen immer auslachen musste, obwohl sie dann beleidigt taten und mir drohen wollten. "mustermann wir haben einen mördercase und da kommts auf einen mehr oder weniger nicht mehr drauf an" brachte mich zum lachen und meine ketten zum klirren. aber angst konnten mir diese mickey mouse mörder wirklich nicht einjagen.

irgendwie wurde es nix mit dem nach deutschland reisen und räumen der konten. war doch viel schöner in thailand und die kreditkarten konnte man doch auch in pattaya selber, wo fast jeder die vier kannte zum einkaufen nutzen. jeden tag fuhren zwei der mörder mit kleinmotorrädern bei der leiche vorbei, um sicher zu gehen, dass die karten noch gebraucht werden konnten. nach ein paar tagen, es muss schon ziemlich gestunken haben, hat ein kleines buschfeuer die leiche verkohlt und unkenntlich gemacht. das brachte die zwei auf die schnapsidee, mit den immer noch dort liegenden schaufeln dem toten den kopf abzuschlagen, damit der erkennungsdienst es noch etwas schwieriger hätte. der kopf kam in eine plastiktüte und die tüte vorn beim motorroller ins einkaufskörbchen. versenken wir ihn doch im meer, war die nächste tolle idee von den supergangstern.

zurück nach pattaya, wo sie noch die einkäufe fürs mittagessen im supermarkt holen mussten, stellten sie nach dem shoppen fest, dass zuwenig platz in den körben war und der kopf desshalb in die nächste mülltonne geschmissen wurde. dabei weiss jeder, der schon mal in einem ärmeren land lebte, dass die tonnen regelmässig geplündert werden. soll ja inzwischen auch in deutschland schon in mode gekommen sein. logisch, dass es keine 20 minuten dauerte, bis ein schreiender penner den kopf angewiedert fallen liess und die polizei mit ihren ermittlungen begann.

drei der bande hatten wenigstens noch so viel grips in ihren hohlköpfen, um das land umgehend zu verlassen. den österreicher mit den monatlichen checks konnten die polizisten allerdings tatsächlich noch mit hilfe seiner tunte und dem bereits verhafteten in thailand gebliebenen deutschen mittäter, zurück nach pattaya locken und verhaften. mickey mousemörder und freunde fürs leben. was braucht der mensch mehr?



irgendwann erzähl ich euch dann noch, wie der reiche österreicher durch sehr viel kohle, tatsächlich von seiner mutter aus dem knast geholt wurde, aber sogar die flucht nach europa wegen dämmlichkeit versaute. aber jetzt habe ich meinen rotwein leergetrunken und mein hund fehlt mir immer noch fürchterlich. wo immer du bist mein freund, ich denke an dich!

nachtrag vom 25. august
habe gerade im lichtblick, dass ist eine deutsche knastzeitung ein interview mit einem der mickey mouse mörder gefunden, wo er ein wenig von seiner haftzeit erzählt und dabei fürchterlich phantasiert. vor allem was seine menschlichkeit betrifft.

http://www.lichtblick-zeitung.de/Kategorien/Aus_anderen_Haftanstalten/04_2005_Thailand.pdf

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